Glutenunverträglichkeit und jetzt?
Was ist Gluten?Woher weiß ich, dass ich betroffen bin?Wie kann es mir als betroffene Person schaden?Was kann ich tun?Ernährungstherapeutin und Mitglied im Wissenschaftlichen Komitee des Dr. Schär Institutes Ute Körner steht Frage und Antwort: |
HeimGourmet: Was ist Gluten überhaupt?
Körner: Gluten ist ein Kleber-Eiweiß, welches bei der Herstellung von beispielsweise Schokolade, Wurst, Babynahrung, Fertiggerichten oder Joghurts als Bindemittel genutzt wird. Gluten steckt außerdem vor allem in Getreiden wie Roggen, Gerste, Weizen, Dinkel oder Hafer, aus denen Nudeln oder Brot hergestellt werden.
Heimgourmet: Woran merke ich, dass ich betroffen bin und welche Formen der Gluten-Unverträglichkeit gibt es?
Körner: Die Anzeichen für eine Gluten-Unverträglichkeit sind sehr vielfältig, hängen von der Form der Unverträglichkeit ab und sind außerdem nur schwer zu bestimmen. Symptome, die bei allen drei Formen der Gluten-Unverträglichkeit vorkommen können, sind Durchfall, Bauchschmerzen sowie Blähungen.
Die Weizenallergie und die Zöliakie sind die bekanntesten Formen der Gluten-Unverträglichkeit. Seit einiger Zeit wird über Gluten Sensitivity diskutiert - eine neue Form der Gluten-Unverträglichkeit. Diese neue Form zeigt ähnliche Symptome wie Zöliakie oder Weizenallergie und ist verbreiteter als bisher angenommen.
Heimgourmet: Was ist der Unterschied zwischen den drei bestehenden Formen der Gluten-Unverträglichkeit?
Körner: Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung des Magen-Darm-Trakts. Durch den Kontakt mit Gluten bildet der Körper Antikörper, die sich gegen das eigene Gewebe richten und zur Zerstörung der Darmzotten führen. Die Folge ist eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Durch eine Untersuchung des Dünndarms und des Blutes kann die Zöliakie diagnostiziert werden.
Ähnlich verhält es sich bei einer Weizenallergie. Hier werden ebenfalls Antikörper gebildet, die sich jedoch gegen bestimmte Allergene im Weizen richten. Ein Verdacht auf Weizenallergie durch positiven Hauttest mit Weizenmehl und Nachweis der Antikörper, kann erst durch eine Weizenprovokation unter ärztlicher Aufsicht zuverlässig bestätigt werden.
Eine Gluten Sensitivity ist anzunehmen, wenn die Betroffenen eine Symptombesserung unter der gluten-freien Diät und eine deutliche Beschwerdezunahme unter kontrollierter Glutenzufuhr erfahren.
Heimgourmet: Warum kann Gluten meinem Körper schaden?
Körner: Im menschlichen Darm wird Gluten aufgrund fehlender Enzyme nur unvollständig verdaut, so dass die verbleibenden Abbauprodukte eine Gluten-Unverträglichkeit auslösen können. Das kann bei einer Zöliakie sogar zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut und damit zu einer Störung bei der Aufnahme von Nährstoffen führen. Im schlimmsten Fall kann es so zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen kommen.
Heimgourmet: Kann ich einer Gluten-Unverträglichkeit vorbeugen?
Körner: Eine Strategie, einer Gluten-Unverträglichkeit im Vorhinein 100%ig entgegenzuwirken, gibt es nicht. Kleine Glutenmengen, die mit der Beikost im fünften bis siebten Monat bei gleichzeitigem Stillen eingeführt werden, könnten jedoch einer Zöliakie vorbeugen.
Heimgourmet: Wie kann ich mich glutenfrei ernähren?
Körner: Es gibt Hersteller, die sich komplett auf glutenfreie Lebensmittel spezialisiert haben. Betroffene müssen, dank eines mittlerweile sehr breiten Produktangebots, nicht mehr auf Nudeln, Brot oder Pizza verzichten. Diese glutenfreien Produkte kann man immer im Reformhaus finden, aber zunehmend auch in Drogeriemärkten und einigen ausgwählten Supermärkten. Es gibt außerdem einige Restaurants die sich auf glutenfreie Gerichte spezialisiert haben.
Heimgourmet: Ist Gluten-Unverträglichkeit erblich?
Körner: Dieser Aspekt ist derzeit noch unklar. Man geht davon aus, dass Gluten-Unverträglichkeit an einer genetischen Veranlagung liegt. Bei der Zöliakie ist bekannt, dass sie häufig bei Menschen auftritt, die unter Diabetes, Laktoseintoleranz, Osteoporose oder Schilddrüsenerkrankungen leiden.
Heimgourmet: Schadet mir die glutenfreie Ernährung, wenn ich nicht betroffen bin?
Körner: Eine glutenfreie Ernährung schadet dem Körper nicht, kann aber ohne die Begleitung durch eine auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten spezialisierte Ernährungsfachkraft zu einem Nährstoffmangel und einer starken Einschränkung der Lebensqualität führen. Außerdem lassen sich unter selbst auferlegter glutenfreier Diät weder Zöliakie noch Gluten Sensitivity nicht mehr zweifelsfrei nachweisen. Bauchschmerzen, Blähungen und Völlegefühl können auch durch eine Vielzahl anderer Erkrankungen, wie Laktoseintoleranz oder eine gestörte Fettverdauung ausgelöst werden, die genau wie bei der Zöliakie vor Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung abgeklärt werden sollten.
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